Ein weiblicher Sturkopf unter Bäumen
Im Kollegenkreis ist Lena Hangweyrer noch so etwas wie eine Exotin. Als erste Frau absolviert sie derzeit die Ausbildung zur Forsttechnikerin an der Forstwirtschaftlichen Fachschule in Rotholz. Für Klischees und Stereotypen hat Lena wenig übrig. So ist sie ihrem Weg unbeirrbar gefolgt und hat sich nach der Matura für die Arbeit als Klimamanagerin und Landschaftspflegerin entschieden. Ein Traumjob, wie sie uns im „Wald-Interview“ verriet.
Wenn der Wald ruft …
Nach der Matura begann Lena in Linz Medizintechnik zu studieren, merkte jedoch bald, dass dies wohl kein Beruf mit Zukunftsaussicht für sie sein würde. Den ganzen Tag sitzend in einem Büro zu verbringen – keine besonders erhebender Gedanke für die junge Frau. Also suchte sie nach Alternativen …
Lena, wie bist du zur Forstarbeit gekommen? Liegt das in der Familie oder war das schon immer ein Traumberuf?
Ein Traumberuf war es eigentlich nicht – ist es aber mittlerweile geworden. Eher aus Verlegenheit hatte ich nach meiner Matura angefangen, Medizintechnik zu studieren, merkte aber bald: Das ist nicht einfach. Also habe ich mich nach alternativen Ausbildungsberufen umgesehen und schlussendlich über die Website des AMS den Lehrberuf „Forsttechniker“ gefunden. Als reiner Männerberuf angeführt, hieß es dort, als Frau bräuchte man es erst gar nicht versuchen. Stur wie ich bin, habe ich mich aber natürlich trotzdem beworben.
Wo machst du zurzeit deine Lehre und warum hast du dich für die Qualifikation der Forsttechnikerin entschieden?
Zum Glück hält Matthias Traunbauer ebenso wenig von Klischees wie ich. Im Moment mache ich meine Lehre in seiner Firma BAUMWERK in Vorchdorf und bin mit meiner Entscheidung sehr glücklich. Letztlich hat sich die Tätigkeit als Forsttechnikerin so ungewöhnlich und spannend angehört, dass ich das unbedingt ausprobieren wollte. Dazu kommt, dass ich den ganzen Tag mit der Natur und im Freien arbeiten kann.
Was erwartest du dir von der Ausbildung (nach deinem Abschluss)?
Die Ausbildung kann dir in der Forstbranche viele Türen öffnen. Auch in Bezug auf etwaige Auslandsaufenthalte und Entwicklungs- oder Forschungsarbeiten. Generell also ein absolut zukunftsorientierter Beruf. Technologisierung und Digitalisierung im Forstbetrieb sind ohnehin nicht mehr aufzuhalten. Ich möchte die Arbeit gerne so schonend und effizient wie möglich gestalten.
Was sind deine beruflichen Zukunftspläne?
Da ich im letzten Jahr viel in der Baumpflege tätig war und mir das viel Freude bereitet hat, hoffe ich, dass ich in Zukunft eine gute Mischung aus meinem Lehrberuf und der Baumpflege machen kann. Abwechslungsreich eben. Ich werde auch sicher noch einige Jahre bei BAUMWERK bleiben.
Hättest du dir mehr Frauenpower in der Ausbildung gewünscht oder war das ok so?
In gewisser Weise hat man eine besondere Stellung als (bis jetzt) einzige Frau in der Branche. Ich muss gestehen, dass ich das durchaus auch genossen habe. Im Großen und Ganzen hat man mich aber meistens behandelt wie jeden anderen Mann in dem Beruf auch – egal ob in der Firma oder der Berufsschule. Ist das nicht genau der Sinn der Emanzipation?
Was würdest du jungen Frauen raten, die sich für diese Ausbildung interessieren?
Prinzessinnen sind fehl am Platz. Ein gewisses Durchsetzungsvermögen sowie eine gute körperliche Fitness sind hingegen sicherlich hilfreich. Ob Mann oder Frau, man sollte sich wirklich gut überlegen, ob man den Beruf machen möchte. Er ist risikoreich, anstrengend und oft zeitraubend. Man ist bei jedem Wetter draußen, manchmal auch mehr als acht Stunden am Tag. Eine Romantisierung des Berufs finde ich nicht nötig – die Realität ist anders, aber sicher noch immer schön genug.
Was macht dir am meisten Spaß bei der Arbeit?
Mir gefällt die tägliche Herausforderung, dass man sich immer wieder auf neue Aufgaben einstellen muss. Kein Baum ist wie der andere. Und dann natürlich das „Draußensein“ und die Arbeit mit der Natur.
Drei Vorteile deines Berufs?
- Man braucht kein Fitnessstudio.
- Im Wald hat man oft den ganzen Tag seine Ruhe.
- Man sieht die Natur, wie sie die meisten Menschen ihren Lebtag nicht zu sehen bekommen und lernt das zu schätzen.
Was bedeutet der Wald für dich?
Ruhe, Arbeit, Zukunft, Leben, Schönheit. Manchmal findet man ein Stück weit wieder zu sich selbst, sammelt jeden Tag neue Erfahrungen und Eindrücke. (ein bisschen Kitsch darf sein …)
Dein liebster Arbeitsort?
Entweder ein schön uriger, ursprünglicher Bergwald oder an manchen Tagen auch eine bewirtschaftete Fläche auf der große Bäume stehen, die so richtig „Rumps“ machen beim Umschneiden.
AUSBILDUNG FORSTTECHNIKER/IN
Als KlimamanagerInnen und LandschaftspflegerInnen forsten ForsttechnikerInnen Waldbestände auf und kümmern sich um die Bestände sowie die Holzernte. Neben der Organisation des reibungslosen Abtransports und der fachgerechten Lagerung, reparieren und warten ForsttechnikerInnen ihre Arbeitsgeräte und halten Wald- und Forststraßen, Schutzwälder aber auch Hochstände oder Futterkrippen instand.
Der Umgang mit der Motorsäge will ebenso gelernt sein wie die Arbeit mit schweren Holzerntemaschinen (z.B. Harvester), Seilzügen und Spezialschleppern. Teamarbeit, die Liebe zu Natur und Technik sowie die Freude an der Arbeit im Freien sind die idealen Voraussetzungen für eine Ausbildung zum/r ForsttechnikerIn. Dank ihres festen Willens hat Lena die Tür zu diesem Berufsfeld zukünftigen Interessentinnen noch ein Stückchen weiter geöffnet. Weiblicher wie männlicher Nachwuchs wird übrigens händeringend gesucht – bewerben lohnt sich also!