Generation Z goes Forst
„Fridays for Future” und Forstarbeit haben nichts miteinander zu tun? Bäume umschneiden ist per se ein Akt entgegen der Natur? Mitnichten: wer in Zukunft als ForstfacharbeiterIn oder Forsttechnikerin arbeiten möchte, wird automatisch zum Klimamanager. Waldpflege heißt auch Erhalt unserer Naherholungsgebiete und wichtiger Schutz vor Naturkatastrophen. Wer heute Bäume pflanzt, tut dies für nachkommende Generationen.
Wenn der Nachwuchs fehlt
Die Pflege der Tiroler Wälder müsste mit Blick auf den Klimawandel und die zunehmenden Extrem-Wettersituationen gerade für die Generation Z von besonderem Interesse sein. Unseren Schutzwäldern wird in Zukunft eine noch größere Bedeutung zukommen. Und auch der Freizeitwert gewinnt in Zeiten von bewussterem Reisen, „Slow down“ und „Urlaub zuhause“ an Relevanz. Und nicht zuletzt: wer heute Bäume pflanzt, tut dies für nachfolgende Generationen, damit der Wald als wertvoller Naherholungsort und klimaschonende Ressource erhalten bleibt. Warum aber beklagen die hiesigen Forstunternehmen einen zunehmenden Fachkräftemangel? Ist Forstarbeit nicht sexy genug?
Das Bewusstsein schärfen
Bei den nach 1995 Geborenen beobachtet Fachgruppenobmann Bernhard-Stefan Müller einen veränderten Leistungszugang: „Junge Menschen entscheiden sich heute nicht mehr nur der Entlohnung oder des Ansehens wegen für einen Beruf – sie erwarten mehr. Mehr Wert, mehr Sinn und mehr Anerkennung.“ Genau diese Aspekte hätte die Arbeit mit dem Forst zu bieten. Kommende ForstunternehmerInnen müssten vielmehr als Klimamanager agieren, als nur Bäume zu fällen. Allein, dieses Bewusstsein fehlt in der breiten Bevölkerung bislang. Und auch die Wertschätzung der so wichtigen Arbeit müsse laut Müller gesteigert werden: „Früher war man als Holzknecht angesehen. Heute ist man in Arbeitskleidung im Wirtshaus nicht gerade willkommen. Da muss sich die Wertschätzung der körperlichen Arbeit an der frischen Luft in der allgemeinen Wahrnehmung wieder grundlegend ändern.“
Ohne Frage, so ein Tag im Forst ist hart und körperlich. Auch wenn heute moderne Maschinen den Großteil der Arbeit erledigen, so muss der Arbeiter doch bei jeder Witterung ausrücken – manchmal gerade dann, wenn es besonders viel geschneit oder geregnet hat. „Das muss man schon mögen“, weiß auch der Lehrlingsbeauftragte Mathias Abler, der selbst als Forstunternehmer tätig ist und aktiv junge Leute ausbildet. „Und doch bringt der Beruf so viele schöne Facetten mit sich, dass ich ihn um keinen Preis tauschen wollte.“ Die Zukunft im Forst liegt beim Buhlen um den Nachwuchs wohl auf dem Aspekt der Ökologie und dem Bewusstsein der angehenden Forstfacharbeiterinnen und Forsttechniker, mit den eigenen Händen Sinnvolles für den Wald, die Natur und zukünftige Generationen bewirken zu können.
Technik meets Tradition
Eine Besonderheit des Berufsbildes des Forsttechnikers ist die Grätsche zwischen traditioneller Arbeitsweise sowie dem Verständnis für Natur und Gelände und dem Führen hochkomplexer Maschinen. Wer heute im Wald arbeitet, muss nicht nur mit Axt und Motorsäge umgehen können, sondern braucht ein umfassendes technisches Verständnis. Das Bewusstsein und die Verantwortung des Klimamanagers wird dem Nachwuchs an der LLA Tirol vermittelt. Dazu kommen ein erstes technisches Verständnis und die Einschulung an den wichtigsten Maschinen, die dann im Betrieb vertieft werden. Hierin liegt auch für den Absolventen Daniel aus Osttirol ein Reiz des Berufs: „Das Bedienen und Warten der Maschinen finde ich besonders spannend. Als Forsttechniker ist man immer auch Elektriker, Mechaniker oder Maschinenschlosser. Das verspricht viel Abwechslung.“ Bei aller Technik steht die Arbeitssicherheit im Forst an erster Stelle: Schutzkleidung, aber auch ein gewisser Respekt vor der Arbeit, gehören ganz selbstverständlich zum Arbeitsalltag dazu.
Freiheit und frische Luft
Wie Daniel hat auch Lukas seine Ausbildung heuer mit Erfolg abgeschlossen. Der Untertilliacher schätzt die Arbeit in der Natur und an den Maschinen: „Wir haben selbst daheim Wald. Ich finde es wichtig, dass ich mich bei der Arbeit gut auskenne. Daher habe ich erst den Mechaniker, dann den Forstfacharbeiter und schließlich den Forsttechniker gemacht. Gerade mit Blick auf die Zukunft und den Klimawandel finde ich meine Arbeit sehr wichtig.“
Neben der Tätigkeit an der frischen Luft – und da macht der junge Osttiroler keinen Unterschied zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Wetter – weiß Daniel die große Freiheit am meisten zu schätzen, die ihm die Arbeit im Wald bietet: „Du kannst dir deinen Tag selber einteilen, wann du was erledigen möchtest und mit welchen Maschinen du arbeiten willst.“ Neben der Klimarelevanz seines Jobs sieht Daniel die Schädlingsbekämpfung als wichtige Tätigkeit, um die Wälder für nachkommende Generationen zu bewahren.
Auch wenn Daniel und Lukas die Riege der Forstarbeiter in Zukunft tatkräftig verstärken, so sind die beiden jungen Männer familienbedingt doch schon mit einem Bewusstsein für den Beruf und die Arbeit aufgewachsen. Wer daheim Wald hat oder im Familienunternehmen groß wird, kennt die Vorzüge und Potenziale. Andere haben von diesem Beruf vermutlich noch nicht einmal gehört. Entscheidend wird also sein, wie andere Jugendliche für den Wald und die vielen Facetten des Berufsbildes von ForstfacharbeiterIn und ForsttechnikerIn begeistert werden können. Das beginnt mit den Schulen, Gemeinden und Behörden und endet noch lange nicht mit der eigenen Außenpräsentation in den (Sozialen) Medien. Um es mit Mathias Ablers Worten zu sagen: „Forstarbeit muss sexy werden – rettet die Wälder!“